Concert Etudes for Trombone solo
(2008) 20' / für Solo-Posaune
I. Fanfare - II. Wawa - III. Tube - IV: Dampen - V. Slide
und eine Version von I. Fanfare für Bassposaune ist enthalten
Im Auftrag der Sparda-Bank Baden-Würrtemberg für den Posaunenwettbewerb „Weingartner Musiktage Junger Künstler“ 2008
Etüde I. wurde im September 2008 im Rahmen des Weingartener Posaunenwettbewerbs uraufgeführt und die Etüden als Ganzes wurden von diesem Wettbewerb in Auftrag gegeben. Die Etüden II., III., IV. und V. wurden im Oktober 2010 von Mike Svoboda in Bludenz, Österreich, uraufgeführt.
Anmerkungen
Dies sind die ersten fünf einer geplanten Serie von zehn Konzertetüden für Solo-Posaune, in denen jedes Stück auf spezifische Spieltechniken der Posaune ausgerichtet ist. Als Pflichtstück für einen Posaunenwettbewerb geschrieben, musste jeder Teilnehmer die Etüde Nr. 1 spielen und konnte eine zweite aus den anderen vier wählen, wobei Nr. 1 die konventionellste war und die anderen eher ungewöhnliche technische Aspekte aufwiesen. Auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen pädagogischem Zweck und künstlerischem Wert sollten diese Stücke fortgeschrittene junge Posaunisten an neue technische Möglichkeiten auf ihrem Instrument heranführen und sie auf Werke für Posaune des 20. und 21. Jahrhunderts vorbereiten, wie z.B. Kompositionen von George Aperghis, Luciano Berio, John Cage, Vinko Globokar, Heinz Holliger, Nicolaus A. Huber, Giacinto Scelsi, Karlheinz Stockhausen oder Iannis Xenakis, sowie viele neuere Kompositionen von heute aktiven jüngeren Komponisten.
Die Reihenfolge der fünf Etüden in einer Aufführung ist frei. Sie müssen auch nicht unbedingt in einem Satz gespielt werden, sondern können auch über ein Konzertprogramm verteilt werden. Außerdem könnte man auch nur zwei oder drei der fünf Etüden spielen.
Kommentare zu jeder Etüde (nicht als Programmzettel zu verwenden):
Nr. 1 - Fanfare
Hinweise: Die sich in schneller Folge wiederholenden Patterns lassen sich mit Hilfe der über den angegebenen Tonhöhen notierten Wechselpositionen elegant ausführen. Eine Version für Bassposaune befindet sich im Anhang.
Repertoire-Vorschläge: Die Fanfare für die Riesenschildkröten (1982, Universal Edition, Wien) von György Ligeti (1923 - 2006) - ursprünglich für Trompete und zu finden in einer Anthologie von kurzen Stücken für Trompete („Fanfares - New Trumpet Pieces for Young Players“, Universal Edition, Wien) zusammen mit anderen wunderbaren und kurzen Stücken von Maurico Kagel, Luciano Berio, Wolfgang Rihm und Morton Feldman, unter anderem. Auch das dritte der Tre Pezzi (1956, Schirmer, New York) von Giacinto Scelsi (1905 - 1988) hat eine ähnlich schnelle, fanfarenartige Qualität.
Nr. 2 - Wawa
Dämpfer verändern nicht nur die Dynamik, sondern auch die Farbe des Instrumentes. Der Wawa-Dämpfer kann zusätzlich die Farbe zwischen dunkel/geschlossen [u] und hell/offen [a] durch kleine Veränderungen der Position der linken Hand und der Finger an der Öffnung vor dem Stiel des Dämpfers verändern. Die resultierenden Farben werden mit den Vokalen des Internationalen Phonetischen Alphabets notiert.
Hinweise: Das gleichzeitige Halten von Posaune und Dämpfer bedarf einiger Übung - die Berührungspunkte sind unterschiedlich und es kann zu Verspannungen in den Schultern kommen. Versuchen Sie, die Posaune auf den Handballen der linken Hand zu legen und nicht auf die Schulter. Die drei Kontaktpunkte sind die Lippen am Mundstück (!), die linke Hand an der Unterseite des Schallbechers (die auch den Dämpfer hält) und die rechte Hand, die den Zug hält. In den Takten 1, 4 und 7 wird der Dämpfer abgenommen und im angegebenen Rhythmus gespielt. Auf dem b ist das natürlich einfach, aber beim Spielen von a und c muss die Posaune mit den Fingern der rechten Hand gehalten werden (Zug und Schallstück gleichzeitig halten).
Vorspiel-Etüde: Gewöhnen Sie sich an die feinen Klangfarbenunterschiede, die sich aus den winzigen Veränderungen der Finger- und/oder Handstellung ergeben. Der Dämpfer fungiert als Filter und es ist möglich, sich auf die einzelnen Obertöne innerhalb des Klangspektrums zu konzentrieren. Um eine gute Balance zwischen der gesungenen und der gespielten Note zu erreichen, muss der Gesang sehr stark sein, und jeder Akkord sollte zunächst einzeln geübt werden, bevor die Dämpferfarben hinzugefügt und in einen Zusammenhang gebracht werden. Bei der Legato-Passage ab Takt 32 kann es erforderlich sein, den Dämpfer leicht zu öffnen, um die Kompression zu mildern.
Dämpfer: Es herrscht einige Verwirrung darüber, was ein Wawa ist. Manche nennen ihn Harmon, was so ist, als würde man einen Fotokopierer als „Xerox“ bezeichnen. Harmon ist eine Firma, die Wawa-Dämpfer - auch Wah-Wah-Dämpfer genannt - herstellt. Miles Davis spielte ein „Harmon“, wenn auch nicht immer von der Firma Harmon. Ein Harmon ist ein Wawa ohne den Schaft (auch Insert genannt), das abnehmbare Rohr in der Mitte. Umgekehrt wird ein Wawa oft als Harmon mit Stiel bezeichnet. Karlheinz Stockhausen, der sehr viel für Blechblasinstrumente geschrieben hat und besonders auf die Verwendung von Dämpfern achtete, nannte den in dieser Etüde verwendeten Dämpfer - den mit dem Einsatz, der den typischen „Wah-Wah“-Ton erzeugen kann - ein Wawa und den ohne Schaft ein Harmon. Das tue ich auch.
Repertoire-Vorschlag: Im Allgemeinen machen die Stücke von Karlheinz Stockhausen (1928-2007) - außer In Freundschaft (1977) - ausgezeichneten Gebrauch von Dämpfern. Insbesondere Signale zur Invasion (2003, Stockhausen Verlag, Kürten) ist ein sehr dynamisches Stück, das aus seiner Oper DIENSTAG aus LICHT stammt.
Nr. 3 - Tube
Tube macht ausgiebig Gebrauch von dem offenen F-Ansatz und seinen mikrotonalen Möglichkeiten. Der Stimmzug des F-Ansatzes wird entfernt und nur auf einer Seite des Zuges ersetzt und dient als externer Stimmzug für das offene Ventil. Bei einigen Posaunenmodellen kann es notwendig sein, ein Stück Schlauch zu verwenden, um die richtige Länge zu finden. Er sollte so gestimmt werden, dass das mittlere b der normalen Posaune mit dem b des offenen Ventils übereinstimmt. Da das offene Ventil nun zylindrisch ist, wird die Intonation der Obertonreihe verzerrt. Die Unterschiede zur normalen Stimmung werden in einer Fußnote in Cent Abweichung gegenüber der gleichschwebenden Stimmung notiert (siehe Notation).
Hinweise: Die Mitte des Tons auf dem offenen Ventil ist nur in einer recht lauten Dynamik einigermaßen stabil. Am besten ist es, in einer ziemlich starken Dynamik zu stimmen, indem man zwischen den beiden „Posaunen“, vorne und hinten, hin und her geht. Die Töne mit nach oben gehenden Stielen werden auf der „F-Posaune“ - dem offenen Ventil - gespielt und kommen hinten heraus. Die Töne mit nach unten gehenden Hälsen werden auf der normalen „B-Posaune“ gespielt und kommen vorne heraus. Die Intonation in den Takten 1 bis 39 ist mikrotonal, wobei die Intonationsbeugungen auf dem offenen Ventil in der 1. In den Takten 40 bis 76 sollte die Intonation jedoch normal sein und die Intonation auf dem offenen Ventil sollte, falls nötig, korrigiert werden (die Zugpositionen sind jedoch fast identisch mit den normalen!)
Dämpfer: Straight (wenn möglich aus Metall), z. B. ein „Tom Crown“ mit einem Kupferboden.
Repertoire-Vorschlag: Das Spiel auf offenem Ventil sowie das Singen und Spielen mit dieser Technik findet sich in dem Posaunensolo von Nicolaus A. Huber (*1939) namens presente (1979, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden). Auch der schnelle Wechsel vom normalen zum offenen B-Ventil ist ein wiederkehrendes Motiv in seinem Stück.
Nr. 4 - Dampen
Dampen ist eindeutig als vorbereitende Etüde für die Sequenza V (1966, Universal Edition, Wien) von Luciano Berio (1925-2005) zu sehen, dem wohl wichtigsten Werk für Solo-Posaune des 20. In dieser Etüde werden zwei Techniken vorgestellt, die für das Spielen der Sequenza V erforderlich sind: kontrolliertes, ausgewogenes und unabhängiges Singen und Spielen sowie die Verwendung des Plunger-Dämpfers.
Hinweise: Das Halten des Dämpfers kann zu Verspannungen führen, wenn die Berührungspunkte - linker Handballen am Schallbecher, rechter Handzug und Ansatz (vielleicht auch Hals) - nicht klar sind. Das Öffnen und Schließen des Dämpfers wird mit den Vokalen des Internationalen Phonetischen Alphabets angezeigt, wie in Etüde Nr. 2. Um ein besseres dynamisches Gleichgewicht zwischen gespielter und gesungener Note zu erreichen, kann es hilfreich sein, einen leicht gedrückten, übermäßig fokussierten Ansatz und eine etwas „hellere“ Zungenposition zu verwenden, mehr [i] als [a]. Das Schließen des Dämpfers verändert nicht nur die Farbe, sondern senkt auch die Tonhöhe, im hohen Bereich sogar um einen Ganzton. Diese Glissandi werden entweder mit dem Schieber kompensiert oder absichtlich hervorgehoben, indem man während des Dämpferwechsels in der gleichen Schieberposition bleibt.
Dämpfer: Der „Tuxedo“-Kolben von Humes & Berg eignet sich sehr gut für die Sequenza V, da er eine Handkante hat und je nach Bedarf im Stück gerüttelt werden kann. Für diese Etüde eignet sich aber auch jeder andere Stöpsel, sogar der vom Klempner aus Gummi, wenn er groß genug ist.
Repertoire-Vorschläge: Die Berio Sequenza V hat viele Werke inspiriert (einschließlich des vorliegenden), wie die Sequenza Mininmalista (1993) von Tom Johnson (*1939) oder Consequenza (1966) von Carlos Roqué Alsina (*1941).
Nr. 5 - Slide
Slide ist eine Etüde, die um mehrere Obertonreihen herum aufgebaut ist, die auf und zwischen den Zugpositionen sowohl auf der normalen B-Posaune als auch auf dem F-Aufsatz zu finden sind. Mikrotonale Skalen werden den gerade gestimmten natürlichen Obertonreihen der Posaune gegenübergestellt, einschließlich der Teiltöne 7 (-31 Cent), 11 (-49) und 13 (+41).
Hinweise: Besonderes Augenmerk ist wahrscheinlich auf die Wechselpositionen mit dem F-Ansatz zu legen. Wenn nicht anders angegeben, ist die Intonation des 7., 11. und 13. Obertons nicht zu korrigieren (eine korrigierte Zugposition für den 7. Oberton ist mit #7. über der Note angegeben).