Die Katze, die ihre eigenen Wege ging
(2019) 50' / für Schauspielerin, drei Sängerinnen / Sänger und drei Musikerinnen / Musiker
Libretto Anne-May Krüger
nach Motiven von Rudyard Kiplings "The Cat that Walked by Himself"
im Auftrag des Landestheaters Linz und dort uraufgeführt am 21. Mai 2021 mit
Katze Sophie Kirsch
Frau Jana Markovic
Mann Peter Fabig
Kind / Hund / Kuh / Pferd Tina Josephine Jaeger
Bratsche (auch Hund) Oriol Tort Cano
Violoncello (auch Kuh) Juan Manuel Bermúdez Obando
Kontrabass (auch Pferd) Caroline Adriana Renn
Szenische Leitung Sabine Sterken
Musikalische Leitung Romely Pfund, Kieran Staub
Bühnenbild und Kostüme Aleksander Kaplun
Dramaturgie Anna Maria Jurisch
Trailer zur Inszenierung am Landestheater Linz 2021
Zusammenfassung
In einer Zeit, in der alles noch wild und namenlos ist, treffen sich ein Mann und eine Frau - hungrig, frierend und obdachlos. Sie beschließen, gemeinsam der Wildnis zu trotzen und ziehen in eine Kröten-, nein Eulen-, nein: Höhle! Sie entzünden ein Feuer, und der Geruch des darauf zubereiteten Essens lockt den wilden Hund an. Für einen Knochen unterwirft er sich den Menschen und bewacht von nun an ihr Haus. Der Geruch von Heu, das als Kissen dient, und von Klee, aus dem Medizin hergestellt wird, zähmen auch Pferd und Kuh, die nun als Reittier und Milchlieferant dienen. Abschätzig wird dies alles von der Katze beobachtet: "Ich gehe meine eigenen Wege, und alle Orte sind für mich gleich." Aber es ist schwer, wild zu bleiben, wenn die Höhle mit Wärme und dem Duft von Kuhmilch lockt! Die Katze überredet die zunächst abweisende Frau und entlockt ihr ein Versprechen: Wenn sie dreimal etwas Gutes über die Katze sagt, dann darf die Katze in die Höhle, ans Feuer, und bekommt jeden Tag Milch zu trinken ...
Die Frau rechnet nicht damit, ihr Versprechen halten zu müssen. Aber wenn das Weinen des Neugeborenen nicht aufhören will, hilft das Schnurren der Katze. Die Katze verdient sich ein zweites Lob, indem sie Mann und Frau, die von der Routine des Zusammenlebens zermürbt sind, das Tanzen beibringt. Doch dann rebellieren Hund, Pferd und Kuh gegen ihr Joch - zu eintönig ist das sichere, aber recht fade, zahme Leben ohne Wildheit. Die Menschen reagieren panisch: ohne Pferd keine Jagd, ohne Hund keine Sicherheit, ohne Kuh keine Milch ... Die Katze spitzt die Ohren: Keine Milch? Sie überzeugt die anderen Tiere, gelegentlich dem lustvollen Rausch freien Lauf zu lassen (ein Selbstfindungsprozess, der in dem Stück rein instrumentell ausgedrückt wird) und dennoch die Vorzüge des zivilisierten Lebens in der Gemeinschaft zu genießen. In diesem Sinne lassen Mann und Frau die Tiere gewähren und leben von nun an auch nach dem Vorbild der Katze - zahm, aber auch manchmal wild.
- Anne-May Krüger