Mike Svoboda
„Musik muss überraschen, herausfordern und berühren – genau das ist mein Ziel“, sagt Mike Svoboda. Der Komponist und Dirigent gehört zu den originellsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit. Bekannt ist er für seine vielseitigen, oft erfrischend unkonventionellen Kompositionen und seine innovativen Konzertprogramme. Seine Expertise beruht auf mehr als 40 Jahren Erfahrung als Interpret. Als führender Posaunist seiner Generation hat Mike Svoboda mit den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart zusammengearbeitet und unzählige Werke uraufgeführt. Mit untrüglichem Gespür dafür, sein Publikum anzusprechen und mitzureißen, ohne dabei seinen hohen künstlerischen Anspruch preiszugeben, zielt Svobodas Schaffen als Dirigent, Komponist und Posaunist auf die unmittelbare Begegnung zwischen Musik und Zuhörenden. Mit seinem kommunikativen Talent und nicht zuletzt seinen gefeierten Entertainer-Qualitäten gelingt es ihm, die räumliche Distanz zwischen Bühne und Auditorium zu überwinden.
In der Saison 2024/25 ist Mike Svoboda u. a. Residenzkünstler bei den Schwetzinger SWR Festspielen, wo seine jüngste Oper „Adam und Eva“ nach einem Libretto von Anne-May Krüger uraufgeführt wird. Svoboda selbst übernimmt die musikalische Leitung, es spielt das hr-Sinfonieorchester, Regie führt Andrea Moses. Außerdem ist er dort mit seinem Kammeroratorium „Die Bücher der Zeiten“ (2010) nach Texten von Friedrich Hölderlin sowie mit seinem Mike Svoboda Quartett und dem Publikumserfolg „14 Versuche, Wagner lieben zu lernen“ zu erleben – einer ebenso kritischen wie humorvollen Auseinandersetzung mit der Musikgeschichte, die typisch für den Komponisten ist.
Als Komponist und Dirigent erreicht Mike Svoboda wie nur wenige Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart ein breites Publikum. Ein Beispiel dafür ist sein Werk „Once Around the World“ (2017): eine einstündige musikalische Reise für Erzähler, Grammophon, Animationsfilm und Musiker:innen, bei der Svoboda seine Begeisterung für die vielfältigen Klänge der Welt mit dem Publikum teilt. Er hat dieses Stück als Sprecher und Dirigent u. a. mit der Neubrandenburger Philharmonie, den Bochumer Symphonikern, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Philharmonischen Orchester Coburg aufgeführt. Ebenfalls für Jung und Alt konzipiert sind „Erwin, das Naturtalent“ (2005/07) und „Der unglaubliche Spotz“ (2007) – Musiktheaterstücke für die ganze Familie, mit denen Svoboda beweist, dass Witz und Kurzweiligkeit nicht im Widerspruch zu einer raffinierten zeitgenössischen Musiksprache stehen müssen.
Höhepunkte der Saison 2025/26 sind die österreichische Erstaufführung der Oper „Adam und Eva“ am Landestheater Linz im November 2025, „Once Around the World“ mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt sowie zwei Uraufführungen eigener Werke: Im März 2026 dirigiert Svoboda selbst ein Auftragswerk des Kammerorchesters Basel, und im Juli 2026 wird ein neues Werk für das SWR Vokalensemble uraufgeführt.
Kritiker heben an Mike Svobodas kompositorischem Schaffen die Vielseitigkeit und Mehrschichtigkeit seiner Werke hervor. Mal ist seine Musik angesiedelt auf dem Boden der avantgardistischen, experimentellen Klangsprache eines Helmut Lachenmann, dann verführt sie mit der Eingängigkeit eines Andrew Lloyd Webber. Ein anderes Mal verbindet Svoboda Anleihen aus Jazz und Improvisation mit dem rhythmischen Drive der Minimal Music. Immer aber ist sein Komponieren geprägt von der strukturellen Ernsthaftigkeit eines Karlheinz Stockhausen, mit dem Svoboda als Interpret zwölf Jahre lang intensiv zusammengearbeitet hat, sowie von der Ausrichtung auf die Hörer:innen, die er ansprechen und unterhalten will. Ein Hauptmerkmal von Svobodas kompositorischem Schaffen ist seine Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden und sein Publikum mit Originalität zu überraschen.
Zu den wichtigen Werken der letzten Jahre gehören „Wittgenstein & Twombly“ (2018) für Altsaxophon und Orchester, „Growth II – Snare Drum Concerto for Yoko Ono“ (2020) für Violine, Saxophon, Akkordeon und Perkussion, „Far from home“ (2010/21) für vier Posaunen und Orchester sowie „Play“ (2021) für Orchester, bei dem das Ensemble zunächst ohne Dirigat eigenständig musiziert. Hier zeigt sich Svoboda als erfindungsreicher Experimentator, der sein Publikum auch mit absoluter Musik sowohl intellektuell als auch emotional erreicht. Seine Konzert- und Bühnenwerke wurden u. a. vom Südwestrundfunk (SWR), dem Nationaltheater Mannheim, den Staatstheatern Stuttgart und Hannover, der Kölner Philharmonie sowie dem Lucerne Festival in Auftrag gegeben. In der Vergangenheit war Svoboda Artist bzw. Composer in Residence u. a. bei BASF Kultur (2024/25), der Neubrandenburger Philharmonie (2023/24), den Mishima Contemporary Music Days in Japan (2023), dem Festival „Zeitgenossen“ in Heidenheim (2015), den Niedersächsischen Musiktagen (2010), am Theater Chemnitz (2009/10), dem Festival Mouvement des Saarländischen Rundfunks (2007) und bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker (2006).
1960 auf der westpazifischen Insel Guam geboren, wuchs Mike Svoboda in Chicago auf und studierte an der University of Illinois Komposition und Dirigieren. 1982 gewann er den BMI Young Composers Award. Dank des Preisgeldes konnte er noch im selben Jahr nach Europa übersiedeln. 1984 begann seine intensive Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen, die bis 1996 andauerte und einen prägenden Einfluss auf seinen künstlerischen Werdegang hatte.
Als Posaunist trat Svoboda mit den Orchestern des Bayerischen, Westdeutschen und Südwestrundfunks, den Bamberger Symphonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Bruckner Orchester Linz, dem Sinfonieorchester Basel, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Ensemble Modern, dem Schönberg Ensemble und dem Klangforum Wien auf. Er arbeitete u. a. mit Komponisten wie Peter Eötvös, Helmut Lachenmann, Toshio Hosokawa, Wolfgang Rihm, Heinz Holliger, Martin Smolka, Georg Friedrich Haas und Frank Zappa zusammen.
Mike Svoboda wurde für sein Schaffen vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Schneider-Schott-Musikpreis Mainz (2000), dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik (2005) sowie dem Praetorius Musikpreis Niedersachsen in der Kategorie Musikinnovation (2008). Zahlreiche CDs, die mehrheitlich beim Label WERGO erschienen sind, dokumentieren sein Wirken als Komponist und Posaunist. Seine Werke erscheinen beim Verlag Boosey & Hawkes.